Die Gruppenausstellung Clear River, Calm Sea erkundet das Verhältnis zwischen dem Individuum, der Natur und der Gesellschaft vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise im Zeitalter des Anthropozäns. Wie kann der Mensch, im Spannungsfeld zwischen einer sehnsuchtsvollen Rückkehr zur Naturverbundenheit und der Realisierung der verheerenden Situation der Umwelt, seine Rolle als Teil der natürlichen Ordnung neu definieren? Durch Sound- und Videoinstallation, Fotografie, Gemälde und Skulptur entsteht ein poetisches Narrativ, das durch multisensorische Aktivierung einen emotionalen Bezug zur individuellen Naturerfahrung schafft.
Die Tragweite der Klimakrise als globales Thema ist für viele Menschen nur schwer nachvollziehbar. Auch wenn die Auswirkungen mittlerweile bis vor der eigenen Haustür spürbar sind, bleiben die Folgen von Erderwärmung und Artensterben außerhalb der Vorstellungskraft. Der Zusammenhang zwischen den eigenen Konsumentscheidungen, Produktions- und Lieferketten, CO2-Ausstoß und den daraus entstehenden Folgen für die Umwelt ist für viele abstrakt. Die zeitliche Verschiebung zwischen Ursache und Wirkung führt zu der Annahme, dass das Verhalten des Einzelnen keinen Einfluss auf die Zukunft des Planeten hat. Gleichzeitig hat sich im Westen wie in China das Verhältnis des Menschen zur Natur seit Beginn der Industrialisierung fundamental geändert. Sprachen die Taoisten im Alten China noch von einer harmonischen Einheit zwischen Mensch und Natur und Goethe im späten 18. Jahrhundert von der Ehrfurcht vor derselben, hat sich der Blick auf die natürliche Umgebung durch Urbanisierung, Turbo-Kultivierung von Land und Globalisierung zu einer ressourcenorientierten Subjekt-Objekt-Beziehung entwickelt. Das Gefühl für die Natur ging verloren.
Die Ausstellung ist als meditativer Rundgang durch die Hauptkirche St. Katharinen konzipiert, der die verschiedenen Aspekte des Verhältnis Individuum - Natur - Gesellschaft aufgreift, offenlegt und einer Neuordnung zuführt. Clear River, Calm Sea beschreibt eine Utopie, in der die Kräfte der Natur wieder im Einklang sind. Denn laut der chinesischen Redewendung kann nur "Frieden im Universum herrschen", wenn die "Flüsse klar und die Meere ruhig" sind.
Clear River, Calm Sea wird kuratiert von Bettina Freimann und veranstaltet von Hippocampus Kulturprojekte UG. Sie findet statt im Rahmen der CHINA TIME 2022 und wird gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg.