Der Vater mochte und spielte Oldtime Jazz, also steuerte der renitente Sohn in Sachen Jazz und Klavier erstmal in die Gegenrichtung. Albin de la Simone komponiert immer noch am Klavier, und seine Chansons profitieren in der Harmonisierung von der akkordischen Freiheit, die Bebop und Modern Jazz ihm geboten haben.
Der 1970 in der Picardie geborene Musiker mit dem ungewöhnlichen Namen – er verdankt ihn der Simone, einem Flüsschen im Département l’Aisne – ist trotzdem kein Jazz-Chansonnier geworden. Albin de la Simone war musikalischer Leiter bei der Pop-Chanteuse Vanessa Paradis, er schreibt und arrangiert für andere und mischt bei einer ganzen Reihe von Produktionen mit, etwa bei Pomme, die im kleinen Chanson-Spotlight des Musikfests ebenfalls in Hamburg zu erleben ist. Auch unter seinem eigenen Namen hat Albin de la Simone schon eine ganze Reihe Platten veröffentlicht. Aber erst die beiden letzten, »Un Homme« (2013) und »L’un de nous« (2017) zeigen ihn als ausgereiften Künstler.
Um seiner wenig voluminösen Stimme mit dem dennoch unverwechselbaren Timbre Gehör zu verschaffen, reduziert de la Simone die feinen Arrangements seiner Lieder inzwischen auf ein Minimum, wobei die Klangfarben vielfältig sind: Streicher, Akkordeon, Harfe, E-Gitarre, Bass und Schlagzeug und dazu ein betont unbrillantes Klavier. Seine wie dem Leben abgelauschten, dabei minutiös gearbeiteten Texte und die darauf entstehende Musik gehen bei Albin de la Simone stets eine überaus innige Verbindung ein. Und ehe man sich’s versieht, begleiten einen manche seiner Lieder innerlich durch den Tag.