Buchvorstellung & Gespräch Geneviève Mor
Es sind zuerst die Mütter, die zu ihren Neugeborenen sprechen, bereits während der Schwangerschaft. Worte, die mit Zärtlichkeit, dem Genießen der ersten Begegnung, von zwiespältigen Muttergefühlen und Mehrdeutigkeiten beladen sein können, undurchschaubar für das Kind. Diese Lalange, wie sie Jacques Lacan nennt, bewahrt das Kind in seiner unbewussten Erinnerung. Von der dunklen Autorität der Mutter (Franz Kaltenbeck) handelt die Studie der französischen Psychoanalytikerin und Autorin Geneviève Morel, dargelegt u.a. am Beispiel klinischer Fälle. Diese aufgenötigte Mehrdeutigkeit prägt die Sexuierung eines Individuums. Nach Morels These kann es für Mann und Frau kein konventionelles Gesetz geben, das die Vielfalt ihrer individuellen Sexuierung abdecken würde.
Das Buch entwickelt, ausgehend von Sprache und Textur von Schriftstellern wie James Joyce oder Jonathan Franzen, die These eines kreativen Angangs, diese oft erdrückenden Prägungen zu bearbeiten.