Blues der Großstadt / Sofiane Saidi & Mazalda
Mit flirrenden Beats, Gitarren- und Saxofonklängen und allerlei Psychedelischem aus den Keyboards zaubert das Sextett Mazalda aus Lyon ein Klangdickicht um die großartige Stimme des Sängers Sofiane Saïdi, genannt »der Prinz des Raï 2.0« – mal strahlend, mal unergründlich und geheimnisvoll.
»Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust.« Diesem berühmten Stoßseufzer aus Goethes »Faust« könnten sich auch viele heutige Musiker anschließen, die sich zwischen (mindestens) zwei Kulturen hin- und hergerissen fühlen. Denn einerseits bewegen sie sich in den traditionellen Stilen ihrer musikalischen Vorfahren – sei es der oft als »Blues Algeriens« bezeichnete Raï, der melancholische finnische Tango, der schwermütige Rembetiko der aus Kleinasien vertriebenen Griechen oder der Klezmer, der die untergegangene Welt jüdischer Schtetl besingt.
Andererseits aber leben diese Musiker nun einmal in der Gegenwart, in modernen Metropolen wie London, Paris oder Berlin, wo sie aktuelle Strömungen aufsaugen und in die alten Genres integrieren. So entsteht hier wie dort ein neuer Blues der Großstadt – mit einem Bein in der Vergangenheit und einem in der Zukunft.