In seinen großformatigen Bildern lotet Moritz Neuhoff ein weites Spektrum abstrakter Malerei aus. Wie in einem Experimentallabor bringt er sehr verschiedene Umgangsweisen mit Farbmaterial zur Aufführung und verschränkt sie in eigenartigen Konstellationen miteinander. Das geschieht auf eine souverän distanzierte Weise. Zwar scheinen die Impulse eines Körpers, die Virtuosität einer malerischen Hand, das Ungestüme eines emotionalen Gemüts die Bildwelt in ihrem Bewegungsdrive aufzubauen, zugleich aber ist ein abgeklärter Intellekt am Werk, der geheimnisvolle Regelsysteme aufbaut, sodass der Betrachter sich fragt, ob das bewegte malerische Leben gar nicht von Menschenhand, sondern von einer komplexen Maschine erzeugt worden ist. Was aus der Ferne wie eine gewaltige Aufwallung von Farbmaterial wirkt, ist aus der Nähe betrachtet flach, fast nur eine zarte Färbung der Leinwand. Alles Haptische erweist sich als Illusion komplexer Schatten- und Lichtspiele, die fast ungreifbar in die Leinwand eingedrungen sind. In diesem Hin und Her der Augentäuschungen verliert der Betrachter die Sicherheit über sein eigenes Sehvermögen. Die scheinbar haptische Malerei transformiert sich zu einem virtuellen Geschehen, das auf mediale Erfahrungen unseres letzten Jahrzehnts zurückgreift und sie bildlich verarbeitet. Nicht nur die Farben in ihren Buntwerten und Tönen, auch das Licht und der Raum werden ungreifbar oder unbestimmbar. Die malerischen Bewegungen mit ihren vielschichtigen Überlagerungen und Wechseln von Ebenen, das irisierend wandernde Licht und die nicht benennbaren, flackernden Farben erzeugen ein bildliches Geschehen, das wie die Erscheinung eines fremden Kosmos anmutet, von dem wir nicht wissen, in welchen Dimensionen er sich erstreckt. (Rolf Hengesbach)
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