»Helvetica« ist Andreas Herzaus neueste Arbeit, die eine fotografische Auseinandersetzung mit der Schweiz darstellt und in der FREELENS Galerie erstmals ausgestellt wird. Über ein halbes Jahrzehnt hat der Hamburger Fotograf dazu immer wieder sein Nachbarland besucht und die verschiedensten Sujets, Gesellschaftsgruppen und Orte fotografiert.
Ihm geht es allerdings nie um Vollständigkeit, sondern darum, eigene, oft von Klischees verstellte Vorstellungen mit dem Vorgefundenen abzugleichen. Herzau porträtiert ein Land, das er wegen dessen Errungenschaften schätzt – allerdings bald erkennt, dass es sich mit seinen eigenen Ansprüchen schwer tut. Es sind genau diese Bruchstellen, auf die der Fotograf seinen Blick richtet.
Die Schweiz ist eine Nation, die von wirtschaftlichem Wohlstand geprägt ist, ausgestattet mit der langen Tradition direkter Demokratie und außenpolitischer Neutralität und doch herrschen gleichzeitig starke nationalistische Abwehrreflexe vor. Herzau spielt geschickt mit dem Klischee, zeigt die Widersprüche und reflektiert die eigene Rolle des Fremden in einer fulminanten Bildserie über unsere helvetischen Nachbarn.
Ein Auslöser für diese Arbeit war das Buch »Die Deutschen« von René Burri, welches 1962 erschien und Herzau bei der Vorbereitung zu einem Vortrag über Fotobücher in die Hände fiel. Daraufhin entwickelte er die Idee, den Schweizern einen Gegenbesuch abzustatten. Analog zu Burris Werk, in dem deutsche Autoren kurze Texte zu den Bildern stellten, werden in der Ausstellung zu den Fotos kurze Texte des Lyrikers Eugen Gomringer präsentiert.
Begleitend zur Ausstellung lädt die FREELENS Galerie am Donnerstag, den 18. Mai 2017 um 19 Uhr zu einem Künstlergespräch ein. Andreas Herzau wird mit Peter Lindhorst, Kurator der FREELENS Galerie, seine Herangehensweise an die Fotografie, seine Interpretation von Mensch und Raum sowie die ausgestellte Serie »Helvetica« vorstellen.
Das Projekt »Helvetica« wurde gefördert durch die Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst.
Andreas Herzau, geb. 1962, setzt sich als Fotograf, Hochschuldozent und Autor künstlerisch, theoretisch und angewandt mit Fotografie auseinander. Als engagierter Bildjournalist mit intensiver und oft überraschender Bildsprache erweitert er in seinen Arbeiten die Grenzen der klassischen Reportagefotografie, durchbricht Sehgewohnheiten und hinterfragt damit nicht zuletzt soziale (Wahrnehmungs-) Stereotype. Essayistisch-narrative und analytisch-abstrahierende Elemente werden in Herzaus Fotos zu dichten Bildgeschichten verknüpft, die er in Buchprojekten, Ausstellungen und Zeitschriften veröffentlicht. Neben seiner künstlerischen Arbeit am Bild publiziert er Texte und Essays über Fotografie.