Jazzmusiker der ersten Stunde des Modern Jazz in Europa, Holocaust Überlebender, Zeitzeuge: Das alles war Coco Schumann (1924-2018).
In Berlin geboren, war Schumann als Musiker Autodidakt und kam in den 1930er Jahren früh mit der aufkommenden Swingmusik in Kontakt. 1943 wurde er verhaftet und in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort spielte er bei den „Ghetto Swingers“ und ist mit ihnen auch in dem 1944 in Theresienstadt gedrehten NS-Propagandafilm „Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“ zu sehen. Es folgte die Deportation nach Auschwitz und Dachau. 1945 wurde er auf einem Todesmarsch befreit.
Mit Helmut Zacharias machte er 1947 die ersten deutschen Bebop Aufnahmen. Er war an der Seite von Heinz Erhardt und Marlene Dietrich genauso zu sehen wie mit Louis Armstrong oder Ella Fitzgerald. Erst spät, in den 1990er Jahren, begann er über seine Zeit im KZ zu sprechen. Bis 2015 blieb Coco Schumann musikalisch und als Zeitzeuge aktiv.
Alexander Kranich besuchte Coco Schuman mehrfach in Berlin, spielte noch mit ihm zusammen und ist heute im Besitz seiner Gitarre. Alexander Kranich begann schließlich, aus den ihm zum Teil von Coco Schumann selbst noch zu Lebzeiten überlassenen Aufnahmen die Arrangements zu transkribieren, um die teilweise seit Jahrzehnten nicht gespielten Stücke wieder aufzuführen.
Mit seinem erstklassigen Quintett bestehend aus Samantha Wright (Klarinette), Axel Reichard (Klavier), Manfred Jestel (Kontrabass) und Hendrik Frommhold (Schlagzeug) bringt Alexander Kranich die Musik Coco Schumanns wieder zum Klingen, u.a. mit Stücken der Ghettoswingers aus Theresienstadt, ersten deutschen Bebop-Kompositionen sowie Musik aus den Filmen Heinz Erhardts.