8. Philharmonisches Konzert
Was Umzüge im Sinne räumlicher Veränderungen doch bewirken können! Bruckner, zunächst in Linz beheimatet und als Komponist vorzugsweise auf geistliche Musik hin ausgerichtet, zog 1868 nach Wien. Als 1870 das Musikvereinsgebäude mit dem „Goldenen Saal“ eröffnet wurde, da spätestens wurde ihm die ganze Bedeutung der Gattung „Symphonie“ und deren gesellschaftliche Rolle bewusst. Er sah in der Symphonie für die eigene künstlerische Profilierung eine Perspektive, seine soziale Identität auszubauen. Beethoven spielte dabei als Vorbild gewiss eine wichtige Rolle, doch vielleicht auch die für Bruckner neue Erfahrung vom Leben in einer sich rasant entwickelnden Weltstadt. Die religiöse Komponente seines musikalischen Denkens integrierte er und schuf einen bis dahin beispiellosen symphonischen Monumentalismus. Darin wird ein Anspruch erkennbar: durch den symphonischen Entwurf hindurch die Idee einer universalen Welteinheit im Hören erlebbar zu machen.