8. Philharmonisches Konzert
Rituel – eine Zeremonie der Erinnerung an den Freund Bruno Maderna, den Komponisten und Dirigenten. Immer die gleichen Formeln, und dennoch ein Wandel der Umrisse und Perspektiven; eine Zeremonie des Erlöschens, ein Ritual des Verschwindens und des Überlebens. Die Messe – christlich-katholische Liturgie aus uralten Zeiten, durch die Jahrhunderte hindurch gepflegt, immer wieder neu entdeckt und neu zur Sprache gebracht, neu gedacht im Alten. In der Wiener Klassik bei Mozart ein „Zwischenreich“, denken wir an die Torso gebliebene c-Moll-Messe. Ein Lebensabschnitt war zu Ende gegangen 1782, der Abschied von Salzburg, vom Vater, von Abhängigkeiten und Hörigkeit wird in einer festlich-dramatischen Zeremonie der katholischen Kirche – nein: nicht zu Grabe getragen, sondern mit einem Ernst begangen, in dem die Erfahrung von Welt- und Lebensdimensionen mitschwingt, die für einen Augenblick alles zum Schweigen bringt. Welches waren diese Erfahrungen, die Mozart dazu bewogen haben, diese Messe nicht zu vollenden? Fast zehn Jahre später sollte sich dies im Falle der Totenmesse wiederholen.