Die französische Musik des 17. und 18.Jahrhunderts gilt im Vergleich zur Musik anderer Nationen als dem Höfischen, dem Zeremoniellen, dem Formalen am meisten verbunden. In der Auseinandersetzung der Komponisten mit dem Tode und der Endlichkeit des menschlichen Lebens findet sich aber immer wieder die Transzendierung und Verfremdung der Formen. Diese Spannung zwischen Formalem und Subjektivem ist ein zentrales Element des französischen Lamento: das Manieristische im Gewande der strengen Form - Leben, Tod und Erlösungssehnsucht.François Couperin komponierte seine "Leçons de tenebres" für ein Nonnen-kloster, für uns ein erstaunliches Phänomen. Musikausübung spielte aber schon in den italienischen Frauenklöstern der Renaissance eine wichtige Rolle. Junge Frauen der Oberschicht gingen ins Kloster und widmeten sich dort der Komposition, dem Instrumentalspiel und dem Gesang und erreichten bisweilen hochvirtuose Fähigkeiten. In dieser Tradition stehen auch die Auftragswerke Couperins, auch sie stellen höchste Ansprüche an die ausführenden Sängerinnen.