Auf dem Weg zum Bauhaus
Bereits acht Jahre bevor Walter Gropius in Jena das Bauhaus gründete, entstand in Alfeld mit dem Fagus-Werk seine erste Kreation. Weitere Wegbereiter der modernen Bauhaus-Architektur folgten ihm wie Sie in dieser Ausstellung bewundern können.
Bereits 1911, acht Jahre vor der Gründung des Bauhauses in Jena, hat der Architekt Walter Gropius mit dem Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld die weltweit erste Inkunabel der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts geschaffen. Deswegen hat die UNESCO das seit 1949 unter Denkmalschutz stehende Fagus-Werk 2011 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Die dort entworfene Architektur ist – für jedermann erkennbar – der Vorläufer des ab 1924 ebenfalls von Gropius errichteten Bauhausgebäudes in Dessau.
Walter Gropius hat mit dem Entwurf des Fagus-Werks eine spektakuläre, das 20. Jahrhundert prägende Leistung für die Architektur erbracht. Sie lässt sich nachvollziehen, wenn man das Fagus-Werk mit der historistischen Architektur vor dem Ersten Weltkrieg vergleicht. Dabei setzt sich der große Wurf von Gropius von der historisierende Architektur sowie den Gestaltungsweisen des Jugendstils, des Expressionismus, der Reform- und sogar der Ingenieursarchitektur ab. Das Anliegen unserer Ausstellung ist es, die Unterschiede zwischen dem Fagus-Werk auf der einen Seite und den zeitgleichen Stilarchitekturen auf der anderen Seite zu zeigen. Denn die herkömmliche Architektur stellt die Welt dar, aus der Gropius mit seinen Entwürfen ausgebrochen ist, um etwas radikal Neues zu schaffen. Ohne andere Größen der Moderne herabzuwürdigen, waren es seine frühen Gestaltungsideen, die die Baukunst des 20. Jahrhunderts prägten.
Darüber hinaus kann man mit der Ausstellung deutlich machen, dass damals auch viele andere Architekten von Rang und Namen in Niedersachsen tätig waren. Zu ihnen gehörten beispielsweise Peter Behrens, Paul Bonatz, Otto Haesler, Fritz Höger, Paul Schultze-Naumburg oder Bruno Taut – alle außergewöhnliche Persönlichkeiten neben vielen anderen nennenswerten Namen der Architekturgeschichte Deutschlands. Sie hinterließen aufsehenerregende Gebäude, die vielfach noch heute einen hohen Stellenwert besitzen. Auch wenn diese Architekten traditioneller dachten als Gropius, waren sie als kreative Antipoden seit den Zwanziger Jahren ebenfalls Wegbereiter der modernen Bauhaus-Architektur. Deshalb verdienen auch sie bis heute Beachtung und Wertschätzung. Insofern richtet sich das Ausstellungskonzept an alle architekturgeschichtlich interessierten Bürger, die die gestalterische Entwicklung des 20. Jahrhunderts verstehen wollen. Dabei soll das Hintergrundthema der Innovationsentstehung in der Baukunst professionelle und angehende Baufachleute aller Sparten ansprechen.