Dietmar Wischmeyer
Vorspeise zum Jüngsten Gericht
Dietmar Wischmeyer zeichnet in seinem neuen Programm „Vorspeise zum Jüngsten Gericht“ ein Sittenbild der Gegenwart als wohligen Grusel vor dem, was kommt.
Die Insassen des hiesigen Wohlstands-Archipels suhlen sich in ihrer Furcht vor der ungewissen Zukunft. Digitalisierung, Industrie 4.0., Migration und Globalisierung werden vorwiegend als Verlust wahrgenommen. Es zählen nicht die Chancen, sondern Askese und Verzicht werden zur Staatsreligion: nicht mehr rauchen, weniger saufen, kein Fleisch, kein Weizen, kein Atom, keine Kohle, keine Dieselautos, kein Garnichts mehr. Eine Gesellschaft tut Buße, um der endgültigen Bestrafung doch noch zu entgehen. Stilvolles Verwelken vor der Zukunft ist das Credo der satten Gespenster am Ende der Gegenwart. Doch was tatsächlich geschieht, ist Selbstverwirklichung als Volkskrankheit.
Dietmar Wischmeyer lässt die Saturierten und Gestrandeten auf dem alten Seelenverkäufer „Deutschland“ noch einmal zu Wort kommen. Die Art, wie wir heute leben, war schon gestern vorbei, doch morgen werden auch wir es merken.
"Wischmeyer kreidet den Menschen eigentlich bereits die nackte Existenz an. Vor seiner Sense sind alle gleich. Er ist vermutlich ein herzensguter Mensch, leistet aber Aggressionsabfuhr für sich und andere von hoher kartatischer Effizienz. Er macht alles und jeden nach allen Regeln der Wortkunst zur Sau, benutzt dabei das Florett wie einen Vorschlaghammer und umgekehrt. Ich persönlich spreche von sprachlichem Kunstkotzen."
- Jürgen von der Lippe über Dietmar Wischmeyer