Am Freitag, 10. November 2023, 19:30 Uhr, laden die Vereine „Siedlergemeinschaft Samtgemeinde Bardowick e. V.“ und „LünePlatt e. V.“ zur Veranstaltung „Ein Koffer voller Lieder und Geschichten“ in das „Forsthaus“, Bardowick, Vögelser Weg 27, ein. Die Autorin und Sängerin Katharina Fast wird zu Gast sein, deren musikalische Spanne Chansons, traditionelle und eigene Lieder auf Plattdeutsch (Plautdietsch) umfasst.
Ihr Programm enthält Vergangenes und Gegenwärtiges, ist bewegend, tieftraurig, aber auch hoffnungsfroh und humorvoll. Melodien, durchwirkt vom Zauber der Wehmut, vom Geheimnis der Weite, von Träumen und Sehnsüchten, aber auch von der Leichtigkeit des Seins.
Zur Person:
Katharina Fast wurde in dem kleinen sibirischen Dorf Rosenwald geboren. Schon im Alter von drei Jahren tat sie nichts lieber als singen. Sie merkte schnell: Wenn sie sang, öffneten sich ihr die Herzen der Menschen und das beseelte sie. Bereits in der Schule schrieb sie ihre ersten Lieder und Geschichten und trat damit bei Veranstaltungen auf.
Katharina Fast und ihre damaligen Mitstreiter/innen gründeten in den achtziger Jahren das plattdeutsche (plautdietsche) Ensemble „Sonnenschien“. Bis zur Ausreise nach Deutschland arbeitete sie mehrere Jahre lang als Kulturhausleiterin.
Ihre Vorfahren gehörten zu den Mennoniten, die wegen ihres Glaubens aus Deutschland, Holland und einigen anderen Ländern fliehen mussten. Nachdem die Mennoniten sich im 16. Jahrhundert um Danzig herum angesiedelt hatten, weil sie hervorragende Deichbauer waren, folgten sie um das Jahr 1793 dem Ruf Katharinas II. und zogen nach Russland, Richtung Taurien und Krim. Sie hielten an ihrer plautdietschen Sprache fest, die sich einst aus dem Niederdeutschen gebildet hatte, ebenso an ihren alten Volksliedern und Sitten, und versuchten auf diese Weise, ihre Identität zu bewahren.
Im sprachlichen Zusammenhang ganz interessant: Auch der Moderator Yared Dibaba reiste nach Sibirien und unterhielt sich dort mit den Menschen auf Plattdeutsch.
Sibirien op Platt Teil 1:
https://youtu.be/vn0BYU6gpv0?feature=sharedm
Als Katharina Fast mit ihrer Familie im September 1992 nach Deutschland auswanderte, durfte jedes Familienmitglied nur einen einzigen Koffer mitnehmen. Ein weiterer Koffer, genäht aus alten Teppichen, kam etwas später per Bahn an. In ihm hatte Katharina den wertvollsten Besitz der Familie verpackt: eine alte Uhr, einen Stapel vergilbter Familienfotos, einige Hefte mit alten Liedern und ein Heftchen mit den Erinnerungen ihres Vaters. Doch einen weiteren, imaginären Koffer konnten die strengen russischen Zollbeamten nicht entdecken und durchleuchten. Er war angefüllt mit Erinnerungen, Geschichten und Liedern aus der alten Heimat. Im Laufe der Jahre füllte er sich immer mehr mit Geschichten, Liedern, Begebenheiten und Erfahrungen aus der neuen Heimat. Mittlerweile quillt er über. Katharina Fast lädt nun ganz herzlich ein, den Inhalt ihres Koffers mit ihr gemeinsam zu erforschen und zu erleben.
Da sie, wie viele unter uns, ein Mensch aus zwei Kulturen ist, sieht und erlebt sie viele Dinge auf eine ganz besondere Weise. Ihr angeborener Sinn für Humor hilft ihr dabei, auch schwierigste Geschehnisse differenziert zu betrachten und zu verarbeiten. „Ich schreibe nicht Geschichten“, meint Katharina Fast, „ich spinne sie, und dies ist inzwischen zu meiner Lieblingsbeschäftigung geworden.“
Einige von ihnen sind in Zeitschriften und Anthologien erschienen. 2011 erschien ihr Buch mit dem Titel: „Mein letzter Ritter der Tugend – Geschichten einer singenden Toilettenfrau“. 2017 veröffentlichte sie gemeinsam mit der Künstlerin Lydia Fast ihr Märchenbuch „Wunder gibt es doch!“ Die Geschichte „ Rede mit mir, Papa“ erschien in Plautdietsch in der Zeitschrift „Plautdietsch Friende“ und in der NordBuch-Anthologie „Wörter säen“, und ihre Geschichte „Diese liebenswert verrückte Welt“ in der Anthologie „Pinneberg wortreich umkreist“.
