Lübecks "Pfundzoll-Bücher" von 1492-1496: Von der Finanzierung hansestädtischer Kriege und vom hansischen Warenumschlag
In den Jahren 1362-1363 erhoben einige Hansestädte erstmals gemeinschaftlich den sog. Pfundzoll als Sonderabgabe im Seehandel zur Finanzierung des Kriegs gegen den dänischen König Waldemar IV. Atterdag. Auch in den folgenden 200 Jahren nahmen die Hanse oder einzelne Hansestädte immer wieder Pfundzoll in Krisensituationen, vor allem für militärische Zwecke. Die zu Abrechnungszwecken angelegten mittelalterlichen Pfundzollbücher sind einmalige Quellen, weil mit ihnen Umfang und Art der gehandelten Waren, Akteure und Handelsbeziehungen systematisch und umfassend dokumentiert sind. Von 1492 bis 1496 erhob Lübeck als einzige Stadt Pfundzoll, um gegen Piraten zu rüsten, die einen Konflikt der Hanse mit England und Dänemark für ihre Raubzüge ausnutzten. Die Pfundzollbücher führen uns daher auch auf das Feld hansischer Diplomatie und damit zu dieser Zeit noch auf weltpolitisches Parkett – Amerika wird gerade entdeckt und Europa macht Epoche.