Das Prinzip Nosferatu
Nosferatu, ein Vampir aus den Karpaten, kommt in eine deutsche Stadt, mit ihm in Särgen: Heimaterde und Ratten, die die Pest verbreiten. Nosferatu kauft eine ruinöse Immobilie – die Salzspeicher an der Trave –, saugt Blut, verleibt sich Menschen ein: besonders junge Frauen, wie die seines Maklers, und wird schließlich von dieser besiegt.
»Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens« wurde 1922 auch in Lübeck gedreht, die israelische Autorin Sivan Ben Yishai verleiht dem Stummfilm ihre eigene Sprache und für das Theater Lübeck überschreibt sie den Horrorstreifen auf unsere Realität. Sie untersucht die grassierende Angst vor dem Fremden in der deutschen Gesellschaft: Ein Vampir geht um. Nosferatu als Kapitalist, Immobilienhai, Influencer, biochemische Waffe.
Nosferatu als der Jude, der Muslim, der Schwarze, die Frau. Nosferatu als der exotische Fremde, der »die Pest« nach Deutschland bringt. Nosferatu als Angsttraum, Religionskrieg, Terror, Clash of Cultures.
Nosferatu, der einbricht in das System, die Stadt, die Sexualität, den Körper der Gesellschaft.
Sivan Ben Yishais Schreiben kreist um Invasion, Abgrenzung und Privilegien. Ihre Sprache ist in Bewegung, dringt in die Gegenwart und verleibt sie sich ein. Die Sprache wird zur Invasion selbst. Sie ist bildstark, rhythmisch, voller Wut und Drastik.
Sivan Ben Yishai fragt nach dem Vampir in uns und untersucht die posthumanen Konditionen, die Bewegungsmuster des Parasitären, des Untoten und des unerlösten Übergangs, der keinen Ursprung und kein Ziel mehr formuliert. Marie Bues und Nicki Liszta inszenieren Ben Yishais Text gemeinsam mit einem gemischten Ensemble aus Tänzer*innen und Schauspieler*innen.
gefördert im Fonds Doppelpass der
Änderungen, Ergänzungen und Irrtum vorbehalten. Aktuelle Informationen entnehmen Sie bitte der offiziellen Internetseite des Theater Lübeck www.theaterluebeck.de, Kartentelefon 0451/399 600.