Philipp Sonntag - BLUES IN DER BLUSE
Philipp Sonntag ist ein naiver Philosoph, der versucht, dem alltäglichen Horror unserer Umwelt mit Begeisterung und Demut zu begegnen - Netz, Autos, Überwachung, Bilderflut, Datenschmutz -. Handelsübliches Politkabarett oder wohlfeile Comedy sind seine Sache nicht. Zwar ist Sonntag ein mit allen Wassern gewaschener Komiker, der keine Pointe verschenkt, aber zwischen all dem scheinbaren Nonsens zeichnet er als tragikomische Figur ein groteskes Bild unserer Wirklichkeit, denkt die Dinge konsequent zu Ende und entlarvt so ihre Absurdität. Nicht zuletzt dies macht die literarische Qualität seines neuen Soloprogramms aus.
In seiner pseudo-autobiografischen Geschichte schlägt Philipp Sonntag den Bogen von den amerikanisch geprägten Nachkriegsjahren bis zu aktuellen gesellschaftlichen Konflikten – nie sendungsbewusst, stets grotesk verzerrt und immer den (Un)Sinn des Lebens im Blick -.Er beschwört schauerliche Zukunftsvisionen, erklärt den Unterschied zwischen Emanzipation und Umanzipation, versucht, sich sprachverwirrt zwischen Gläubigen, Ungläubigen, Gutgläubigen und Gläubigern zurechtzufinden, erklärt uns, wie das Recht auf Eigentum entstand, errichtet das Denkmal der unbekannten Nutte, wedelt mit einem riesigen Knochen herum, zerschneidet Geld und spielt hinreißend groovigen Blues. ‚Zwischen den Zeilen‘ jedoch lauert die Verzweiflung am Fortschritt - noch ein Schritt und wir sind fort .