NDR Elbphilharmonie Orchester / Marianne Crebassa / Duncan Ward
Komposition war und ist eine Männerdomäne – Louise Farrenc gehört als Frau zu den wenigen Ausnahmeerscheinungen in der Musikgeschichte. Beethoven und Haydn waren ihre Vorbilder, Mendelssohn und Schumann die deutsche Konkurrenz der Französin. Zu Lebzeiten international aufgeführt, geriet die selbstbewusste Komponistin nach ihrem Tod bald in Vergessenheit – zu Unrecht, befand die Financial Times. Über Farrencs Sinfonie Nr. 3 schrieb das Blatt 2018: »Die Partitur ist so gut geschrieben, dass sie einen prominenten Platz in der Geschichte der Sinfonien der Frühromantik verdient.«
Jene Dritte Sinfonie erfüllt nun der britische Dirigent Duncan Ward mit neuem Leben. Trotz seiner Jugend stand der Mittdreißiger bereits am Pult von Weltklasse-Orchestern wie dem London Symphony Orchestra und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. In sein Debütkonzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester startet er mit Haydns Sinfonie Nr. 85 B-Dur. Nicht nur Louise Farrenc verehrte den Österreicher. Auch Marie-Antoinette soll eine Schwäche für ebendiese Haydn-Sinfonie gehabt und ihr den Spitznamen »La Reine« beschert haben. Scherzhaft, graziös und abwechslungsreich wäre das Werk jedenfalls einer Königin würdig.
Zu Ehren einer weiteren Dame entstanden Luciano Berios »Folk Songs«. Elf Volksweisen arrangierte er in diesem Werk, ganz in der Mundart und Tradition des jeweiligen Landstrichs, von den USA über Sizilien und die Provence bis nach Armenien. Seine Widmungsträgerin und damalige Interpretin Cathy Berberian, das wusste Berio, war dieser Vielfalt gewachsen. Auch Mezzosopranistin und Gramophone-Preisträgerin Marianne Crebassa schlüpft mit Vorliebe in die verschiedensten Rollen und wird die Herausforderung mit Bravour bestehen.
Spielstätteninformationen: Elbphilharmonie Hamburg / Großer Saal