Wohnungen sind Lebensraum, sind Ausdruck individueller Träume, Ideen, Lebensentwürfe. Oft nur wenige Quadratmeter groß, spiegeln sie als zentraler Ort menschlichen Seins das Wesen ihrer Bewohner wider, bieten Einblicke in deren Geschichten. In seiner jüngsten Werkreihe spürt der Absolvent der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, Michel Lamoller, den "feinen Unterschieden" innerhalb eines Berliner Wohnhauses aus dem Jahr 1897 nach.
Die dreidimensionalen Fotoarbeiten verschmelzen Aufnahmen von verschiedenen Wohnungen und bilden damit die Fusion von zwei Lebensentwürfen ab, von jedem Leben ein bisschen. Immer anders. Oder doch gar nich so unähnlich?
Die Rätselhaftigkeit der Arbeiten basiert auf dieser Überlagerung zweier Räume, deren Fragmente wie ein willkürlich zusammengesetztes Puzzle zwar ineinandergreifen, im gleichen Moment aber irritieren. Die reale Räumlichkeit verstärkt die Präsenz der Werke zusätzlich – wir können im wahrsten Sinne des Wortes in das Bild eintauchen. Denn die Fotoreliefs bewegen sich in einer individuellen Dimension zwischen den Gattungen Fotografie und Plastik. Verschiedene Schichten eines Fotomotivs werden übereinander gelegt und mit dem Skalpell von Hand bearbeitet. Auf diese Weise konstruiert der Künstler faszinierende Tiefenreliefs.
Diese bilden auf beeindruckende Weise die Facetten gesellschaftlicher Träume ab. Jede Wohnung ein eigener Kosmos, getrennt nur durch eine Wand. Und alle stellen sie die gleichen Fragen: Was macht uns jeweils aus? Worin konstituiert sich unsere Identität? Was trennt und verbindet uns? Was erzählt unser Lebensraum über unsere Träume und wie sehr unterscheiden sich diese Träume?
Die Eröffnung findet im Rahmen des ersten Rundgangs der Galerien in der Neustadt statt. Neun Galerien öffnen an diesem Abend ihre Türen: Enfants Artspace, Feinkunst Krüger, FREELENS, Gallery Lazarus, Golden Hands, GUDBERG NERGER, heliumcowboy artspace, LKB/G und TEMPEL1844.