Der Anblick ist beeindruckend, der Klang unvergesslich. Fünf hünenhafte Männer stehen im Halbkreis um einen Sänger herum und schlagen mit Knüppeln auf große Holzfässer, die übrigen auf ähnlich archaisch aussehende Instrumente aus Holz. Zu den Bottari di Portico kommt eine Band mit Blechbläsern, Gitarre, Bass und regulärem Schlagzeug. Dieses Setting bevorzugt der italienische Cantautore und Saxofonist Enzo Avitabile seit einiger Zeit bei seinen Live-Auftritten und bringt es auch zu seinem Debüt im Großen Saal der Elbphilharmonie mit.
Enzo Avitabile ist so tief in Neapel verwurzelt wie John Zorn in New York oder Jan Delay in Hamburg. Mann und Stadt sind nicht wirklich voneinander zu trennen. Begonnen hat Enzo Avitabile in seiner Heimatstadt als Saxofonist, wobei er schon als Kind Tag für Tag viele Stunden in einem äußerst schmucklosen Übekeller mit seinen Instrumenten verbrachte. Seine erste Liebe galt dem Jazz, dann öffnete er sich gegenüber der Musik Neapels. Die ist historisch unerhört reich, und wegen der Nähe der Stadt zu Afrika und zum arabischen Kulturraum schwingen darin auch jede Menge weltmusikalische Einflüsse mit. Avitabiles künstlerisches Idiom verträgt sich wunderbar auch mit den Spielweisen von Musikern aus Indien, Pakistan, Armenien, Kuba oder Spanien, mit denen er intensiv zusammengearbeitet hat.
Dieser ebenso sensible wie ungemein vitale Künstler hat eine prägnante und zugleich dichterische Sprache für die Texte zu seiner Musik gefunden. Sie offenbaren einen kritischen Geist und ein weit offenes Herz für die Verdammten dieser Erde. So darf man Enzo Avitabile die Seele und das Gewissen der italienischen populären Musik nennen.
BESETZUNG
Enzo Avitabile saxophone, vocals
I Bottari di Portico ensemble