Bruchlinien
„Ist dies der richtige Ort alles zu erzählen? Es wird nie den richtigen Ort geben. Jeder Ort ist ein Ort der Unsicherheit. Gibt es eine Zeit, in der ausgesprochen werden muss, was geschehen ist? Den Zeitpunkt weißt nicht einmal du selbst. Du meinst es geschieht. Es geschieht, weil es muss, nicht, weil du es willst. Es geschieht, weil etwas nicht Erklärbares aus dir herausdrängt. Du kannst es nicht mehr aufhalten. Du kannst nicht anders.“
In einer Gesellschaft, in der alles frei verfügbar und abrufbar zu sein scheint, in der jederzeit alles zu erklären, zu belegen, zu beurteilen und zu rechtfertigen ist und die Transparenz immer wieder gefordert wird, findet das nicht Fassbare im Verborgenen statt.
BRUCHLINIEN ist ein öffentlicher Bericht, in dem zwei wahre, aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen anonym gehaltene Fälle von sexualisierter Gewalt in der Kindheit verhandelt werden. Da ist das Mädchen, das von ihrem Stiefvater jahrelang unter den Augen ihrer Mutter missbraucht wurde, und der Junge, der von seinem Jugendbetreuer eines Eisenbahnvereins über mehrere Jahre hinweg vergewaltigt wurde. Zwei Kinder, eingeschüchtert und gefangen in ein System aus Verrat, Manipulation, psychischem Druck und brutaler Gewalt im vertrauten Umfeld. Zwei Kinder, die das Erlebte über Jahre verdrängt und aus Angst und Schamgefühl geheim gehalten haben. Jahre später erst können sie sich ihrer Vergangenheit stellen, brechen das Schweigen und stellen Strafanzeige.
Zwei Berichterstatter:innen stellen anhand dieser Fälle die eigene Urteilskraft auf den Prüfstand. Es geht um Urteile und um Vorurteile und nicht zuletzt um die Debatte über patriarchale Strukturen, Macht und Gewalt, über Konsens und Respekt. Ein Strudel von Fakten, Aussagen, Urteilen und Emotionen wird erzeugt, zu denen eine eigene Haltung gefordert wird. Es findet ein berührendes Wechselspiel zwischen Wahrheit und Lüge, Glaube und Zweifel, Distanz und Intimität, zwischen Hinsehen und Wegsehen statt.
Die Vorstellungen finden hybrid analog und digital statt. Das Publikum hat sowohl online Im Live-Chat als auch im Theatersaal die Möglichkeit, Fragen zu stellen die auf das Bühnengeschehen Einfluss nehmen können.
Für das analoge Publikum im Theatersaal gilt die 2G-Regel. Alles Weitere zum Einlass und zu den Hygieneregeln finden Sie in unserem Hygienekonzept.
Eine Koproduktion zwischen dem Theater unterm Dach Berlin und dem monsun.theater Hamburg, gefördert durch die Ilse und Dr. Horst Rusch Stiftung, die Claussen-Simon-Stiftung, die Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien, sowie durch das Bezirksamt Pankow von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur.