2. Kammerkonzert
Der Amerikaner Charles Ives schrieb sein „besseres“ zweites Streichquartett „aus Protest gegen die Banalisierung und Verweichlichung der Streichquartettmusik“, so der Komponist. Das Werk beschreibt Aktionen zwischen vier Männern, die sich unterhalten, streiten, vertragen – eine Modernisierung der Goethe’schen Beschreibung der Königsdisziplin Streichquartett: „vier vernünftige Leute unterhalten sich …“. Als Vorreiter der Avantgarde bringt Ives in seiner Musik eine Gesellschaft ohne Schranken und Repressionen zum Ausdruck. In Europa komponierte Zemlinsky etwa zeitgleich sein zweites Streichquartett. Der von Franz Werfel als „Urmelodiker“ bezeichnete und für „diese Wärme, diesen nur ihm eigenen Überschwang“ gelobte Komponist stand zwischen Tradition und Fortschritt. Er gilt als Romantiker und war doch Impulsgeber für die Entwicklung der Zweiten Wiener Schule um Schönberg. Mit dem eröffnenden Streichquartett von Haydn gehen wir zurück zur Quelle: in die Anfangsphase der Gattungsgeschichte. (Bettina Rühl)